Wir beschäftigen uns schon seit einiger Zeit mit dieser Frage: was ist genug? Genug renoviert? Genug gearbeitet? Genug Gäste? Genug Freizeit? Genug getan? Genug geschlafen?
Woher kommt die Frage? Woher kommt es, dass wir so oft mit diesem Zuviel/ Zuwenig konfrontiert sind?
Wir leben im Wohlstand, es geht uns gut. Das ist kaum zu bestreiten. Und dennoch: oftmals fehlt etwas. Dieses Fehlen kann auch ein Zuviel sein! Paradox, nicht wahr?
Nicht ohne Grund haben wir daher beschlossen, uns in nächster Zeit mit dem Fasten zu beschäftigen. Es gibt ja viele Formen davon, es gibt viele verschiedene Herangehensweisen. Und das macht es auch so interessant. Genau genommen, hat jeder Mensch seine eigene Form dafür zu finden: Denn was genau ist für mich das Zuviel? Was bedeutet es für mich, auf etwas zu verzichten? Was macht mich unruhig? Was macht mich zufrieden? Alles das ist in höchstem Maß individuell.
Darum sind begleitete Fastenwochen einerseits ein geeigneter Rahmen, um mich gemeinsam mit anderen genau damit zu konfrontieren! Wiederum ein Paradoxon: gemeinsam, in der Gruppe, und dennoch individuell? Ja, genau!
Der vorgegebene Rahmen erleichtert den Tagesablauf. Ich muss mir – so gut wie – gar nichts überlegen. Wann stehe ich auf? Was kommt als nächstes? Schritt für Schritt ist die Tagesstruktur vorbereitet. Ich lasse mich führen – und finde darin die Möglichkeit, mich ganz auf das zu konzentrieren, was mit meinem Körper, mit meinem Geist dabei passiert.
Reduktion auf das Wesentliche. Dem Körper weniger zumuten an Information über die Nahrung. Dafür mute ich dem Körper, dem Stoffwechsel etwas anderes zu: nämlich die Entlastung. Das ist nicht immer ganz angenehm. Der Einstieg ist oft schwierig, eine drastische Umstellung, wenn anstelle der Nahrungsaufnahme ganz andere Impulse wichtig sind. Aber erstaunlich rasch stellt sich das System darauf ein. Ich lasse mich in diese Tagesstruktur hinein führen und es wird ganz viel Energie frei für andere Prozesse.
Der Kopf wird irgendwann klarer, der Körper leicht. Natürlich nicht in Bezug auf das Gewicht – das ist eine andere Geschichte. Aber der Verdauungsapparat darf für ein paar Tage in den Ruhemodus gehen, die Leber sagt: Danke! für eine tägliche Ruhepause von 13 – 15 h (das ist die Leberzeit der Organuhr in der Traditionellen Chinesischen Medizin). Warum das wohl die altbekannte Zeit des Mittagsschläfchens ist? Interessant, nicht wahr?
Womit wir uns sonst noch beschäftigen? Viel trinken! Viel Bewegung! Wir gehen täglich mehrmals raus in die Natur, das hält den Kreislauf in Schwung, das regt die Verdauungsorgane an, das hält unseren Geist wach, das macht uns aufnahmefähig für Impulse von Außen und es führt uns vor Augen: ich bin stark genug, bin fähig mich fortzubewegen. Es gibt schließlich nichts Besseres, als das Gehen, um auf neue Gedanken zu kommen. Um Altes hinter sich zu lassen. Ganz ohne Theoriegebäude. Ganz ohne medizinisches oder psychologisches Fachwissen. Die Dynamik des Gehens führt uns Schritt für Schritt zu neuen Erkenntnissen. Wenn wir wach dafür sind. Wenn wir bereit sind, den Ballast abzuwerfen.
Darum ist Fasten viel viel mehr als „wenig essen“ oder „nichts essen“: es ist eine mutige Entscheidung für das Loslassen. Dafür, die Energiereserven des eigenen Körpers zu mobilisieren und dafür, sich selbst und der Natur zu vertrauen.
Für das Jahr 2025 planen wir im Bühnenwirtshaus mehrere Termine zum Thema Fasten! Bald mehr dazu auf unserer Website – stay tuned!